Handreichung für Steppenwölfe und Berghexen - 4. Begriffserklärungen

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Die Fiktion“, das ist eine Lüge oder Erfindung. Die „Aufzeichnungen Harry Hallers“ sind eine von Hermann Hesse erfundene fiktive Dichtung. Zwar ist in die Darstellung des Steppenwolfs Harry Haller vieles aus Hesses Biografie eingegangen. „Der Steppenwolf“ ist ein Produkt der Krise, welche Hesse in den Jahren 1916 (Tod des Vaters und Trennung von der Ehefrau) bis 1926 (Trennung von der zweiten Frau) durchlitten hat. Doch gleichzeitig ist „Der Steppenwolf“ als Dichtung eine eigenständige Fiktion. 

Das Individuum“ – Harry Haller hat sich von der bürgerlichen Lebensweise gelöst. Er ist ein „Individuum“ geworden. Als Kind schwimmt der Mensch noch unbewusst in den Erwartungen seiner Eltern. Als Adoleszent löst er sich davon und wird ein eigenständiges Ich. Zu einem „Individuum“ wird das Ich durch die Begegnung mit dem Schatten, und durch die Krisen, die Krankheit und Tod mit sich bringen. Mehr dazu bei Dr. Günter Baumann, der das Verhältnis Hesses zur Schule von Carl Gustav Jung erforscht hat: www.günter-baumann.de 

Das Selbst“ – Mit dem „Demian“ und dem Aufsatz über den Eigensinn (beide 1918) umkreist Hesses Dichtung das Thema der Selbstwerdung. Im „Steppenwolf“ wird es von den „Unsterblichen“, von Mozart und Goethe, verkörpert. Der Mensch, der er selbst geworden ist, hat sich gefunden. Er unterscheidet sich von anderem Menschen dadurch, dass er mehr Distanz zu seinem Ego hat. Er hat gelernt, auch sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Er kann über sich selbst „lachen“. 

 

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© Dr. Johannes Heiner 20.11.2007